Bündnis Freie Bildung

17 Organisationen

und viele Einzelpersonen engagieren sich gemeinsam mit uns im Bündnis Freie Bildung für die Öffnung von Lehren, Lernen und Bildung.

„Alle Bildungsmaterialien sind ohne rechtliche und technische Hürden zugänglich, nutz- und veränderbar.“ So steht es in der Vision, die das Bündnis Freie Bildung (BFB) ausgibt. Der Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen versteht Bildung als Menschenrecht und setzt sich für Open Educational Resources (OER) ein. 2019 fand zum zweiten Mal das Forum Open:Education statt, auf dem Bündnis-Vertreterinnen mit politischen Entscheidungsträgerinnen über Wege zu mehr Wissensgerechtigkeit diskutierten. „Was wir nicht wollen, ist Gewinnorientierung im Bildungssystem“, sagt der Koordinator des BFB, Dominik Theis.

Zwei große Themen standen 2019 im Zentrum der Arbeit des BFB. Zum einen die OER-Strategie der Bundesregierung. Obwohl im Koalitionspapier verankert, ist sie bis heute nicht angegangen worden. Zum anderen der DigitalPakt Schule, mit dem Bund und Länder die technische Ausstattung von Lerneinrichtungen fördern wollen. „Zu kurz gedacht“, nennt ihn Dominik Theis,  unter anderem, weil darin die Fortbildung von Lehrenden im digitalen Bereich sowie die Wartung und Instandhaltung von IT-Infrastrukturen nicht berücksichtigt sind.

Dabei würde freie Bildung – so, wie sie das BFB versteht – richtig gefördert eine Reihe von Missständen im Bildungssystem lösen. Offene Konzepte wie Peer-to-Peer-Learning oder Inverted Classroom (zu Hause lernen, im Unterricht anwenden) könnten Lehrkräfte entlasten. „Freie Zugänglichkeit von Bildungsmaterialien auf frei zugänglichen Infrastrukturen mit Open-Source-Software hilft, Ungleichheiten abzubauen“, erklärt Theis überzeugt.

Eine Plattform, um diese Anliegen mit Bildungspolitiker*innen sowie Vertreter*innen der Bildungspraxis und Zivilgesellschaft zu diskutieren, hat 2019 zum zweiten Mal das Forum Open:Education geboten. Beim parlamentarischen Abend mit den Bundestagsabgeordneten Margit Stumpp (Bündnis 90/Die Grünen), Marja-Liisa Völlers (SPD), Jens Brandenburg (FDP) und Daniel Seitz (Vorstand von mediale pfade.de) bestand Konsens darüber, dass die derzeitige Investition in digitale Infrastrukturen nicht genügt, sondern der Fokus auf der Förderung digitaler Kompetenzen liegen sollte. Freie Bildung braucht Weitsicht.

Bündnis-Mitglied Björn Lefers von der gemeinnützigen Initiative Schule im Aufbruch betont die globale Perspektive: „Freie Bildung erleichtert Menschen den Zugang zu Wissen und fördert demokratische Werte. Damit leisten wir einen starken Beitrag, um gemeinsam die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern und die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“

3 FRAGEN AN

Maximilian Voigt

(Projektleiter Open Knowledge Foundation / Open Education / Open Hardware):

Was war 2019 ein Erfolg für das Bündnis Freie Bildung? 

Unser offener Brief für mehr Transparenz und offene Bildung bei öffentlichen Vergaben.

Was ist in Ihren Augen das stärkste Argument für offene und freie Bildung? 

Mehr Bildungsgerechtigkeit und Möglichkeiten der Partizipation.

Was bleibt die größte Herausforderung für das Bündnis?    

Den bequemen Lösungen der freien Wirtschaft konkurrenzfähige, offene und freie Alternativen beizufügen.

3 FRAGEN AN

Jens Brandenburg (FDP)

 Unterstützen Sie die Forderungen des Bündnisses Freie Bildung?

Ich unterstütze das Anliegen, mehr offene Bildungsangebote – von den Schulen bis in die Hochschulen – zu verankern. Was mir am Positionspapier des BFB besonders gut gefällt, ist der Ansatz, die Forderung nach der Bereitstellung von Open Educational Resources (OER) mit der Frage der Qualifizierung von Lehrpersonen zu verknüpfen.

Warum brauchen wir mehr digitale Kompetenzen im Bildungsbereich?

Zur Digitalkompetenz gehört auch Medienkompetenz. Es ist wichtig, diese im Unterricht vorzuleben. Digitale Lehrmittel können eine hervorragende Ergänzung des klassischen Unterrichts sein. Es gibt tolle Beispiele, wie Virtual-Reality-Brillen im Biologie- oder Mathe-Unterricht mit Programmen zum Einsatz kommen, die individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingehen. Das sollte möglichst mit offenen Ressourcen weiter befördert werden.

Wo sehen Sie politischen Handlungsbedarf?

Die Rahmenbedingungen für OER müssen gestärkt werden. Das fängt bei der Finanzierung an. Ein Teil des DigitalPakts Schule sollte für die Entwicklung von Lern- und Schul-Software genutzt werden. Lehrkräfte brauchen mehr Zeit für die Fort- und Weiterbildung, aber eben auch für die Erstellung solcher Inhalte. Und nicht zuletzt müsste die Politik gemeinsame Standards für OER vorgeben, um Datenschutzfragen und pädagogisch-didaktische Qualität abzustimmen.

Es gibt in der Bildungspolitik noch immer zu viele beharrende Kräfte, die Digitalisierung als Problem begreifen – nicht als Lösung.