Wikipedia und Corona

In 175 Sprachen liefert Wikipedia Informationen zur Corona-Pandemie.

Unsichere Zeiten verlangen nach gesichertem Wissen. Seit Beginn der Corona-Krise ist Wikipedia weltweit zum Bollwerk gegen Gerüchte, Verschwörungserzählungen und Desinformation rund um COVID-19 geworden. Ein globales Netzwerk aus über 200.000 Ehrenamtlichen bündelt dafür seine Kräfte und erstellt, aktualisiert und übersetzt Artikel zu allen Facetten der Pandemie.

„Das gab es noch nie bei der Wikipedia, dass ein eigener Block zu einem brennenden Thema auf die Hauptseite gestellt wurde“, erklärt Wikipedianer Achim und zeigt den Screenshot der Seite. Abrufen lassen sich im Header Informationen zu „Coronavirus SARS-CoV-2 / Krankheit COVID 19 / Pandemie / Situation in Deutschland, Österreich, Schweiz und weiteren Ländern / Räumliche Distanzierung / Forschung an Behandlung und Impfstoff“.

Die Pandemie, unterstreicht Wikipedianerin Elya – die zusammen mit Achim das Youtube-Format „Unboxing Wikipedia“ betreibt, das alles Wissenswerte rund ums Wikiversum erklärt – habe gezeigt, „was wir als Community besonders gut können: mit Quellen umgehen und Fakten checken, auf der anderen Seite sehr konstruktiv und kooperativ zusammenarbeiten.“

Bereits am 14. Januar 2020 ging der erste Artikel über den neuartigen Erreger SARS-CoV-2 in der deutschsprachigen Wikipedia online, damals war er nur 4 Absätze lang. Bereits im März war der Artikel auf 34 Druckseiten angewachsen, der Text über die Krankheit COVID-19 brachte es auf 25 Seiten. Dank des globalen Netzwerks von über 200.000 Ehrenamtlichen betrieb und betreibt die Wikipedia von Pandemiebeginn an Aufklärung darüber, wie sich das Virus überträgt und wie man sich schützen kann. Illustrierende Grafiken, Statistiken und erklärende Videos konnten weltweit abgerufen und frei nachgenutzt werden, auch, um daraus Unterrichtsmaterialien zu erstellen.

Pandemie-Informationen in 175 Sprachen

Eine Statistik der Wikimedia Foundation aus dem Mai 2020 listet beeindruckende Zahlen auf: Über 5.000 Artikel waren zu diesem Zeitpunkt schon über COVID-19 erschienen, Texte über die Krankheit existierten in 175 Sprachen, über 380 Millionen Mal waren die entsprechenden Seiten aufgerufen worden – und über 58.000 Bearbeitende hatten zu COVID-19-Artikeln beigetragen.

Aufgrund der hohen Abrufzahlen, der häufigen Aktualisierungen und weil es sich um lebenswichtige Informationen handelt, werden die Texte besonders engmaschig geprüft. Alle medizinischen Daten und Fakten müssen durch ein Peer-Review untermauert werden. Um seriöses und aktuelles Wissen zur Verfügung zu stellen, haben sich Autor*innen in thematischen Gruppen zusammengeschlossen, etwa im Portal:Medizin in der deutschsprachigen Wikipedia oder im WikiProject Medicine der englischsprachigen Ausgabe. Viele der Freiwilligen haben medizinische Fachkenntnisse oder arbeiten selbst im Gesundheitsbereich.

Mit Wikipedia durch die Corona-Kontroversen

Der Wert dieser Aufklärungsarbeit findet breite Resonanz auch in der Presse. Das Portal heise online berichtete unter dem Titel „Hochzeiten für Wikipedia: Dauerhafte Coronavirus-Updates“ (24.3.20) über das Engagement der Freiwilligen „Gerbil“ und „A doubt“, die viel von ihrer Zeit in die Auswertung wissenschaftlicher Quellen investierten. „Es ist extrem hilfreich, dass viele wissenschaftliche Fachzeitschriften ihre Artikel kostenfrei im Volltext zur Verfügung stellen“, wird „A doubt“ zitiert.

Auch Kontroversen innerhalb der Fachwelt lassen sich dank der freiwilligen Autor*innen auf Wikipedia nachvollziehen. „Wikipedia ist natürlich nicht schlauer als die Experten selbst“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Text „Digitaler Ratgeber: Mit Wikipedia durch die Corona-Kontroversen“ (9.10.20) – „aber den dort verfügbaren Dokumentationen der Verläufe von wissenschaftlichen Debatten kann man in der Regel trauen.“

Mittlerweile wurde auch eine Kooperation zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Wikimedia Foundation vereinbart. Die WHO gibt Infografiken, Videos und Informationen zu Corona im freien Medienarchiv Wikimedia Commons unter einer Open-Content-Lizenz frei. Diese Ressourcen können die Freiwilligen für ihre Artikel nutzen.

„Unsere neue Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation wird den Zugang zu verlässlichen Gesundheitsinformationen der WHO über mehrere Länder, Sprachen und Geräte hinweg verbessern“, so Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der WHO.