Ein globales Movement: 3 Fragen an Nicole Ebber

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Nicole Ebber leitet Movement Strategy and Global Relations bei Wikimedia Deutschland.

Wikimedia Deutschland hat im September 2022 zum ersten Mal einen hybriden Wikimedia Summit organisiert. Was zeichnet diese Veranstaltung aus?

Nicole Ebber: Der Summit ist das jährliche Treffen der Wikimedia-Affiliates, also der nationalen Chapter und Usergroups, der Wikimedia Foundation sowie verschiedener Komitees aus dem globalen Movement. Sie kommen zusammen, um über die Zukunft zu diskutieren.

Das bedeutet konkret: über die Implementierung der Movement-Strategie. Besonders war zum einen, dass es das erste weltweite Wikimedia-Treffen seit Beginn der Pandemie war. Außerdem haben wir erstmals einen Summit als hybride Veranstaltung organisiert. Wir wollten auch denjenigen, die aus verschiedensten Gründen nicht vor Ort sein konnten, die Teilnahme ermöglichen. Etwa 170 Menschen aus aller Welt sind angereist, ungefähr die gleiche Anzahl hat remote teilgenommen.

Diese Zusammenkunft in Berlin hat die Tatsache, dass wir eine globale Bewegung sind, wirklich spürbar gemacht. (Wikimedia Summit Report und inhaltliche Dokumentation) Dahinter stehen viele Menschen, die für die Zukunft des Movements und auch für die Zukunft ihrer eigenen Organisationen und Gruppen brennen – sämtlich getrieben von dieser gemeinsamen Vision: Freies Wissen für alle. In ihren je eigenen Kontexten verfolgen sie teilweise aber auch verschiedene Ansätze.

Welche Themen standen im Fokus?

Unter anderem ging es um die Reform der globalen Governance-Strukturen: Wie sollen im Movement zukünftig Entscheidungen getroffen werden, die alle betreffen? (Governance Paper) Dazu gehört auch der Prozess, eine Movement Charta zu verfassen, in der festgehalten wird, wie Rollen und Verantwortlichkeiten anders als jetzt aufgeteilt werden können. Wie wird beispielsweise Geld im Movement eingenommen und verteilt (Money Paper) oder wie findet Zusammenarbeit statt? Dazu hat sich ein Komitee gebildet – das Movement Charta Drafting Comittee, kurz MCDC –, das beim Summit zum ersten Mal einen Arbeitsstand präsentiert hat. (MCDC). Die Leute vor Ort haben Feedback und Input gegeben.

Neben diesen eher strukturellen Fragen wurde auch diskutiert, wie wir marginalisiertes Wissen in unser Movement einbinden können. Die Vision von Wikimedia lautet: »Imagine a world in which every single human being can freely share in the sum of all knowledge.« Diese Summe des Wissens ist weit davon entfernt, vollständig zu sein.

Welche Vorhaben konnten bereits umgesetzt werden?

»Provide for safety and inclusion« ist eine der Empfehlungen der Movement-Strategie. Daraus ist der Universal Code of Conduct entstanden, der grundsätzliche Verhaltensregeln für alle Mitglieder des Movements festlegt. Alle, die sich Wikimedia anschließen – egal, ob als Editierende in Wikipedia oder als Präsidiumsmitglied im Verein – verpflichten sich darauf. Für diesen Verhaltenskodex wurde 2022 eine Umsetzungsrichtlinie erarbeitet. (Universal Code of Conduct, Guidelines) Wir müssen eine sichere Umgebung schaffen – für unsere Projekte und Veranstaltungen, aber auch für die Art und Weise, wie miteinander kommunizieren, egal, an welchem Ort. Das Thema wurde auch bei Wikimedia Deutschland sehr engagiert aufgenommen.

Wir sind mit dabei und sehen es als großen Erfolg, dass diese Umsetzungsrichtlinie jetzt existiert.

Seit 2022 erscheint einmal monatlich der Podcast WIKIMOVE auf allen gängigen Plattformen. Menschen aus der Wikimedia-Bewegung sprechen darin über Themen der Umsetzung der Movement-Strategie.