Digitales Ehrenamt: 3 Fragen an Katarina Peranić

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Katarina Peranić ist Gründungsvorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Die zertifizierte Stiftungsmanagerin (DSA) setzt sich insbesondere für sozialdigitale Innovationen im Ehrenamt ein.

Immer wieder wird ein staatlich betriebenes Ehrenamtsregister ins Spiel gebracht, um Engagement im Netz bestmöglich zu unterstützen. Ist das sinnvoll?

Katarina Peranić: Es existieren bereits zahlreiche Engagementbörsen und -datenbanken. Allein online gibt es rund 350 sehr unterschiedliche Angebote. Mittlerweile wird auch das digitale Engagement, also das freiwillige Engagement über das Internet, hier mehr und mehr abgebildet. Meines Erachtens wird diese Vielfalt dem Engagement und Ehrenamt in Deutschland besser gerecht als es ein zentrales Register könnte, das dann auch wieder mit jeder Menge Bürokratie verbunden wäre. Bei der Förderung von Engagement im Netz kommt es darauf an, die bestehenden Ansätze bedarfsgerecht weiterzuentwickeln – sodass sich der Aufwand für Vereine in Grenzen hält und gleichzeitig die Angebote auch im Sinne guter Passung funktionieren.

Woran ließe sich messen, ob staatliche Förderprojekte sinnvoll sind?

Daran, ob die Hilfen auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Das gilt natürlich immer und unabhängig vom Engagementformat. Vor allem aber bei Ereignissen, die plötzlich über uns hereinbrechen – seien es die Lockdowns in der Coronapandemie, eine neue Flutkatastrophe oder stark steigende Zahlen flüchtender Menschen – sehen wir immer wieder, dass spezielle Hilfebedarfe entstehen. Hier gilt es dann, schnell zu identifizieren, welche Angebote schon gut funktionieren – und diese so zu unterstützen, dass sie wachsen können und bekannter werden. Digitales Engagement kommt hier immer wieder in den Fokus, weil die Angebote schnell skaliert werden können.

Welche politischen Rahmenbedingungen braucht das digitale Ehrenamt?

Politik und Verwaltung können durchaus starke Partner sein, was Engagement und Ehrenamt insgesamt angeht. Was das digitale Engagement betrifft, war vor allem in den letzten Jahren ein großer Sprung nach vorn zu beobachten. Sowohl bei der Anerkennung und Würdigung des freiwilligen Engagements über das Internet als auch bei der Förderung engagierter Gestaltung des Digitalen. Das Digitale wurde in den letzten Jahren in immer mehr Förderprogrammen aufgenommen. Als DSEE haben wir mit 100xDigital sogar ein Förderprogramm, das ausschließlich diesem Thema gewidmet ist. Zudem gibt es seit Längerem schon den Prototype Fund, der über die Open Knowledge Foundation abgebildet wird, und seit Kurzem auch den Sovereign Tech Fund bei SPRIND. Auch der Freifunk ist mittlerweile in die Familie der Gemeinnützigkeitszwecke aufgenommen worden. Solche Initiativen zählen für mich zu den Rahmenbedingungen, die geschaffen und bekannt gemacht werden müssen.