Wikimedia
Unser Einsatz für Freies Wissen – so entscheidend wie nie zuvor


Nie war unser Einsatz für verlässliche Informationen im Netz wichtiger als heute. Mit Fake News werden Wahlkämpfe beeinflusst, Künstliche Intelligenz ermöglicht täuschend echte Fälschungen, und Fakten verkommen immer mehr zur Ansichtssache. Jetzt gilt es umso mehr, freie Wissensprojekte wie die Wikipedia als Gegengewicht zu stärken! 2024 konnte Wikimedia Deutschland wichtige Weichen stellen – vom ersten Wikipedia-Zukunftskongress über eine neue Strategie für den Verein bis hin zur Stärkung von digitalen Gemeingütern auf internationaler Ebene. Was uns besonders freut: Immer mehr Menschen unterstützen uns in unserem Engagement für Freies Wissen.
Wikipedia im Wandel: Zukunftskongress diskutiert Herausforderungen und Chancen
Allein die deutschsprachige Wikipedia wird täglich rund 26 Millionen Mal aufgerufen und gehört damit zu den Top-Ten-Websites. Aber auch die Online-Enzyklopädie steht vor Herausforderungen: Die Art, wie wir Medien nutzen, verändert sich rasant und insbesondere der wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz könnte für die Wikipedia mittelfristig zur Bedrohung werden. Immer mehr Menschen rufen Informationen über KI-gestützte Suchmaschinen und Sprachassistenten ab, ohne die Quelle zu erkennen oder Wikipedia selbst zu besuchen. Das könnte zu einem Rückgang der Seitenaufrufe führen, was die Sichtbarkeit und Relevanz von Wikipedia beeinträchtigt.
Um für diese Entwicklungen gewappnet zu sein, haben wir gemeinsam mit der Community sowie Wikimedia Österreich und Wikimedia Schweiz 2024 den Wikipedia-Zukunftskongress initiiert. Drei Tage lang diskutierten in Nürnberg und online aktive Wikipedianer*innen, internationale Fachleute und Mitarbeitende von Wikimedia über die Zukunft der Wissensplattform.
Einigkeit bestand darin, dass die deutschsprachige Wikipedia im Kern genau die hochwertige freie Enzyklopädie mit einer leidenschaftlichen Community bleiben soll, die sie ist. Gleichzeitig gab es viele Ideen für Veränderungen: Die Willkommenskultur und das Onboarding von neuen Ehrenamtlichen sollen verbessert werden, beispielsweise durch optimierte Hilfeseiten und niedrigschwellige Mitmach-Formate. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wurde viel diskutiert. Gerade KI-gestützte Werkzeuge können die Autor*innen unterstützen – jedoch ohne den Menschen als verlässliche Quelle zu ersetzen. Viele Teilnehmende wünschten sich außerdem mehr Raum für marginalisiertes Wissen und diversere Perspektiven.
Die Ideen des Zukunftskongresses wurden ausführlich dokumentiert und im Laufe des Jahres weiter diskutiert. Im Sommer teilten die Mitglieder von Wikimedia Deutschland ihre Ideen und auf der WikiCon im Herbst fand ein vertiefender Austausch mit der Community statt, um konkrete Maßnahmen abzuleiten.

Wikimedia Deutschland stellt strategische Weichen für die Zukunft
Nicht nur die Zukunft der Wikipedia stand 2024 im Fokus, auch hat sich der Verein der Frage gestellt, welche gesellschaftlichen Veränderungen wir in den nächsten Jahren mit unserer Arbeit in der Welt bewirken möchten. Daraus entstand die Strategische Ausrichtung 2030 mit fünf gleichwertigen Prioritäten und konkreten, messbaren Zielen:
Damit auch in Zukunft alle Menschen auf Freies Wissen zugreifen können, ist es vor allem wichtig, dass die Communitys der Wikipedia und Wikidata wachsen und aktiv sind. Zu den Zielen bis 2030 zählt daher, die Zahl derer, die regelmäßig in der deutschsprachigen Wikipedia mitwirken, um 10 Prozent zu steigern. Für die Wikidata-Community sollen 30 Prozent mehr Beitragende gewonnen werden. Gleichzeitig möchten wir erreichen, dass noch viel mehr Menschen die Inhalte der Wikimedia-Projekte nutzen. Durch neue Zugangswege zu den Projekten soll die Zahl der Endnutzer*innen um 10 Prozent steigen, z. B. indem wir es Open Source-Entwickler*innen noch einfacher machen, auf unsere Inhalte und Daten zuzugreifen und mit eigenen Anwendungen weiter zu verbreiten.

Gleichzeitig möchten wir mit unserem politischen Engagement noch mehr Entscheidungstragende dafür gewinnen, sich für Freies Wissen einzusetzen. Unter anderem soll sich die Zahl der öffentlich finanzierten Einrichtungen, die offene Inhalte und Daten umsetzen, um 50 Prozent steigern – vor allem durch Änderungen von Gesetzen und Vorschriften. Hierfür wollen wir auch die breite Mitgliederbasis unseres Vereins verstärkt als Mitstreiter*innen gewinnen.
20 Jahre Wikimedia Deutschland: Meilensteine, Glückwünsche und ein großes Fest
Seit nunmehr 20 Jahren setzt Wikimedia Deutschland sich für den freien Zugang zu Wissen ein. Dieses besondere Jubiläum haben wir im Sommer gemeinsam mit vielen Wegbegleiter*innen gefeiert: In der Geschäftsstelle in Berlin fand ein buntes Fest statt, mit dabei waren Ehrenamtliche aus den Wiki-Communitys, Mitglieder und Mitarbeitende, unsere Partnerorganisationen und viele weitere Gäste. Anlässlich des Jubiläums haben wir die Meilensteine des Vereins online aufleben lassen. Auf unserer Website gibt es neben vielen Glückwünschen und einem Video vom großen Fest auch jede Menge Erinnerungsfotos und Audioaufnahmen von Menschen, die bei Ereignissen wie der Vereinsgründung, dem Start von Wikidata oder der ersten Wikimania in Frankfurt live mit dabei waren.
Großes Wachstum und starke Spendenbereitschaft
Als Wikimedia Deutschland 2004 in Berlin gegründet wurde, zählte der Verein knapp 100 Mitglieder, unter ihnen Wikipedia-Gründer Jimmy Wales als Ehrenmitglied. Heute unterstützen uns weit über 111.000 Menschen mit einer Mitgliedschaft. Hinzu kommen hunderttausende Unterstützer*innen, die sich mit einer Spende für Wikipedia und Freies Wissen stark machen. Allein an der Spendenkampagne 2024 beteiligten sich 317.000 Menschen, das Spendenziel von 9,3 Millionen Euro konnte nach 61 Tagen erreicht werden. Wir danken allen Mitgliedern und Spender*innen für ihr großartiges Engagement!
Warum digitale Gemeingüter wichtig sind – Wikimedia beim UN-Zukunftsgipfel
Auch 2024 waren wir weltweit für Freies Wissen im Einsatz. Ein Höhepunkt war der UN-Zukunftsgipfel in New York, bei dem über den Global Digital Compact abgestimmt wurde – eine UN-Initiative zur Regulierung digitaler Technologien. Mit dabei war Wikimedia Deutschland-Vorständin Franziska Heine. Sie hob gemeinsam mit Wikimedia-Vertreter*innen aus aller Welt die bedeutende Rolle von sogenannten digitalen Gemeingütern hervor. Ob freie Software, offene Lernressourcen oder Wissensplattformen wie Wikipedia: Die digitalen Gemeingüter unterstützen die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – insbesondere im Bereich hochwertiger Bildung, Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit – und sind nun Teil des Global Digital Compact.

Mit dem Global Digital Compact haben die Vereinten Nationen ein wichtiges Zeichen für eine offene und faire digitale Zukunft gesetzt. Besonders freut uns, dass digitale Gemeingüter nun breitere Anerkennung finden. Wikimedia Deutschland gehört zu den wenigen Organisationen, die dieses Thema aktiv vorantreiben – und wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Stimme der Zivilgesellschaft in die Verhandlungen einfließt.Franziska Heine
Goodbye Summit, hello Playbook
15 Jahre lang hat Wikimedia Deutschland den Wikimedia Summit organisiert. Dabei kamen Wikimedianer*innen aus aller Welt zusammen, um an der Entwicklung des internationalen Movements zu arbeiten. 2024 fand in Berlin der letzte Summit seiner Art statt, 170 Teilnehmende aus über 60 Ländern waren mit dabei.
„Beim Summit standen wir immer wieder vor der Herausforderung, die Zusammenarbeit in einer großen und diversen Gruppe zu fördern, unterschiedliche Standpunkte zusammenzuführen und einen Raum für gleichberechtigte Beteiligung zu schaffen“, so Eva Martin aus dem Team Governance & Movement Relations. Basierend auf diesen Erfahrungen ist das Wikimedia Playbook entstanden – ein Leitfaden für Moderation und Entscheidungsfindung in Gruppen. Das Playbook ist kostenlos und hilft Organisationen dabei, gemeinsame Strategien zu entwickeln, Werte zu definieren oder Prozesse zu gestalten. Flexibel einsetzbar, unterstützt es Teams innerhalb und außerhalb des Wikiversums dabei, kollektive Entscheidungen effizient und inklusiv zu treffen.

Freies Wissen gelingt nur gemeinsam – jetzt und in Zukunft!
In unserem Engagement für Freies Wissen konnten wir 2024 noch viel mehr bewirken. Was genau, zeigen die folgenden Seiten unseres Jahresberichts im Detail. All das wäre nicht möglich ohne die Unterstützung vieler engagierter Menschen. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank allen Ehrenamtlichen der Wiki-Communitys, die unermüdlich Wikipedia, Wikidata und andere freie Wissensprojekte erweitern und pflegen, allen Mitgliedern und Spender*innen, die unsere Arbeit durch ihre finanzielle Unterstützung erst möglich machen und den vielen Partner*innen, die mit uns auf vielfältige Weise Freies Wissen stärken.
