• Antikolonialer Raum Köln
    Muriel Gonzales Athenas  / Amdrita Jakupi

    Viele, insbesondere queere, BIPoC haben im gegenwärtigen städtischen Umfeld Kölns nur begrenzt oder keinen Zugang zu Räumen, um dekoloniale und antirassistische Gesellschaftsperspektiven zu entwickeln. Das Projekt ist Teil eines antirassistischen Stadtteilprojekts in der Kölner Südstadt. Muriel Gonzales Athenas  und Amdrita Jakupi wollen einen physischen dekolonialen Raum für ein Netzwerk aus BIPoC schaffen, die in unterschiedlichen antirassistischen, sozialen und politischen Gruppen aktiv sind.  Dieser Antikoloniale Raum in Köln soll als eine neue und dringend notwendige Begegnungsplattform dienen. Im Zentrum steht das Wohlbefinden der Beteiligten im Bündnis, wobei toxische Leistungsdruck-Muster des deutschen Aktivismus durch eine aktive Praxis, die dem entgegensteht, als auch durch einen Austausch und Gesprächsräume und eine gemeinsame Analyse „unterbrochen“ bzw. transformiert werden sollen.

    Das Projekt strebt danach, Methoden der transformativen Gerechtigkeit in der Community auszuprobieren, zu lernen und zu verbreiten. Der physische Raum soll den kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zwischen den Menschen, die dort zusammenkommen, ermöglichen. Der Raum soll ein Ort der Zuflucht, der Sicherheit und des Zusammenkommens sein und damit den Aktiven ermöglichen, sich zu erholen und zu regenerieren. Eine generationenübergreifende Teilnahme wird angestrebt, unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung, Bildungshintergrund und anderen soziodemografischen Merkmalen.

  • Audiofeature James Baldwin
    Christopher Nixon
    www.christopher-nixon.de

    James Baldwin zählt zu den bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller*innen. Die Neuübersetzung seiner Werke bei dtv findet derzeit bei einem breiten Publikum in Deutschland großen Zuspruch. Diese ‚Baldwin-Renaissance‘ beteiligt Schwarze Schriftsteller*innen, Übersetzer*innen und Communitys nicht, obwohl seine Romane, Essays und Gedichte lange schon zu deren individueller wie kollektiver Identitätsfindung in ihrem Alltag von Ausgrenzungs- und Rassismuserfahrungen beitrugen.

    Gerade für Queers of Color boten seine Werke den Blick in eine Welt, in der ihre Erfahrungen Sprache und Form bekamen und Hoffnung auf „Ein anderes Land“ machten. Seine Werke sorgten für die Sichtbarkeit einer intersektionalen Vielstimmigkeit von Schwarzen Lebensweisen, die auch die Communitys of Color und Baldwins Weggefährt*innen nicht immer anerkennen wollten. Während die globalen Märkte weiterhin für den Profit des Globalen Nordens Menschen verdingen, erleben wir in der Post-Trump-Ära und in dem vom Rechtspopulismus hierzulande bestimmten politischen Klima einen Backlash. Er richtet sich vor allem gegen Queers of Color und macht das Hören der mahnenden wie hoffnungsvollen Stimme Baldwins erneut wichtig.

    Es soll deshalb ein Audiofeature entstehen, das die intersektionale ‚Schwarze Queerness‘ in Baldwins Werk herausarbeitet und neu bewertet. Dabei wird ebenfalls deutlich, dass queere Schwarze Menschen wie James Baldwin, Audre Lorde und Katharina Oguntoye sowohl die US-amerikanische als auch afrodeutsche Antirassismusbewegung prägten. Das Audiofeature enthält Interviews mit Expert*innen und Aktivist*innen, Archivmaterial, von Schauspieler*innen eingesprochene Passagen aus Romanen und Gedichten, Sounds und Musikstücke. Diese ‚Fragmente‘ werden zu einem Collage-Stück zusammengefügt.

  • Mondkuchen
    Tú Qùynh Nhu Nguyễn / Sara Djahim

    Das Projekt möchte die Vielfalt and Widerstandspraxen und -strategien der ersten Generation von Migrant:innen und Geflüchteten abbilden. Im Mittelpunkt steht dabei der Gedanke, dass nicht nur transgenerationale Traumata, sondern auch Resilienz, Wissen/Weisheit, Lebenswille und Freude überliefert werden. Auf dem Blog Mondkuchen soll dieses bisher unsichtbar gemachte Wissen über Überlebensstrategien und alltägliche Praktiken des Widerstands gesammelt werden. Mondkuchen wird verschiedene Formate umfassen, einschließlich schriftlicher Beiträge wie Essays, Interviews und Lyrik, aber auch Videos, Fotos und Illustrationen.

    Das Projekt beginnt im Rahmen von re•shape mit dem Launch der Webseite, die jedoch langfristig als offene Plattform genutzt werden soll. Diese soll letztendlich zu einem Ort werden, wo Wissen, Emotionen und Erfahrungen geteilt werden können: Sie soll einerseits den Communitys dienen, um gemeinsame Themen und unterschiedliche Praktiken besprechbar zu machen, und andererseits die Wertschätzung und Achtung zum Ausdruck bringen, die diesen Wissensbeständen und denjenigen, die vor uns kamen, zusteht.

  • Care & Support-Systeme in Zeiten von Krisen
    Xinan Pandan

    Menschen, die von Rassismus und/oder Migrationserfahrungen, Be_hinderung, chronischen Erkrankungen, Queerfeindlichkeit, Traumata oder abusiven Herkunftsfamilien betroffen sind, haben oftmals einen stärkeren Bedarf nach Unterstützung, die ihnen aber kaum zugänglich ist. Das Projekt entwickelt ein kostenfrei herunterladbares Arbeitsbuch in Form eines illustrierten Zines zum Thema Support-Systeme für marginalisierte Communitys.

    Das Arbeitsbuch soll als Ressource für Input sowie Methoden dienen, um den Aufbau von Support-Systemen zu unterstützen. Es richtet sich primär an Menschen, die nicht an Workshops teilnehmen möchten oder können. Das Arbeitsbuch wird eine Kombination aus Beiträgen, Anekdoten, Illustrationen, Beispielen, Reflexionsmethoden und Schreibaufgaben enthalten.

    Im Fokus steht einerseits die Ermächtigung, individuelle Veränderungen im Handlungsspielraum anzugehen und andererseits die strukturelle Diskriminierung. Es werden umfassendere politische Lösungen gefordert, um die Lebenssituation für alle zu verbessern.

    Das Ziel ist es, Empowerment zu fördern, Handlungsfähigkeit zu stärken, Community-Verbindungen zu vertiefen und marginalisierten Menschen zu ermöglichen, ein gutes Leben zu führen.

  • Forschungsethik: Philosophie mit ethnografischer Sensibilität
    Mino

    Die Ethnografie hat im Bereich der Philosophie und in der Wissenschaft im Allgemeinen Aufmerksamkeit gewonnen. Sie gilt als attraktive Alternative gegenüber abstrakten Theorien oder veralteter Literatur, welche auf problematischen Annahmen über marginalisierten Gemeinschaften beruhen. Die Geschichte und das Erbe von Ethnografie als eine Methode, die sich aus dem europäischen Kolonialismus entwickelt hat, wird jedoch oft nicht thematisiert. Sie diente dazu, hierarchische Vorstellungen von Rasse und Kultur zu konstruieren und zu verstärken. Das Projekt zielt darauf ab, Abschnitte einer Masterarbeit zu veröffentlichen, die eine kritische Untersuchung der Ethnographie als Forschungsmethode fordert. Das Ziel ist es, ethische Leitlinien für Wissenschaftler*innen zu entwickeln, die mit marginalisierten Gruppen in Kontakt treten. Das Projekt betont die Notwendigkeit, die Disziplin der Philosophie auf ihre Rolle bei der Gestaltung von Konzepten wie Race zu überprüfen, die historisch gesehen für kolonialistische und rassistische Rechtfertigungen konstruiert wurden.

    Das Projekt soll dazu dienen, komplexe akademische Sprache in verständlichere Begriffe umzuwandeln, um den Inhalt einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Obwohl der Hauptfokus auf Wissenschaftler*innen und deren Interaktionen mit marginalisierten Gruppen liegt, können die Erkenntnisse des Projekts auch Journalist*innen, Künstler*innen, Filmemacher*innen und anderen von Nutzen sein, die sich auf kritische und respektvolle Weise mit marginalisierten Gruppen auseinandersetzen möchten. Hierbei sollen sie auf Machtungleichheiten und auf die Möglichkeit der Ausbeutung von marginalisierten Gruppen achten.

  • Mujeres migrantes invisibles [unsichtbare migrantische Frauen]
    Antonia Ramos Posto, Yolanda Justina Nina Becerra & Llanquiray Painemal Morales

    Antonia Ramos Posto, Yolanda Justina, Nina Becerra und  Llanquiray Painemal Morales haben bisher ohne Unterstützung am Thema der Sichtbarmachung von Migrantinnen ohne legalen Aufenthaltsstatus in Berlin, den sogenannten undokumentierten/illegalisierten oder irregulären Migrantinnen gearbeitet. Im Rahmen des Projekts wollen sie nun Podcasts erstellen, die die Situation der genannten Gruppen thematisieren. Die Gruppe hat so die Möglichkeit, neue Werkzeuge zu erlernen und technische Fertigkeiten anzueignen, die ihre zukünftige politische Arbeit unterstützen.

    Während eines Workshops zur Formulierung effektiver Interviewfragen und dem Umgang mit Aufnahmegeräten und Mikrofonen erweitern die Beteiligten ihr individuelles Wissen zu diesem Thema. Anschließend entwickeln sie Fragen und Themen für die Podcasts. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Aneignung technischer Fertigkeiten. Die Aktivistinnen werden sich mit kostenloser Podcast-Software vertraut machen und lernen, wie sie lizenzfreie Musik und Sounds in ihre Produktionen einbinden können.

    Die gesammelten Interviews, Informationen und Audiodateien werden von den Aktivistinnen zu Podcast-Episoden zusammengestellt und auf Plattformen wie Spotify, Apple Podcasts oder ähnlichen Kanälen veröffentlicht.

  • Social Media und Freie Lizenzen
    KARAKAYA TALKS

    KARAKAYA TALKS (www.instagram.com/karakayatalks) ist ein Medienunternehmen, das News und Talkshows für deutschsprachige Millennials und Gen Zs of Color produziert. Ihr Ziel ist es, marginalisierte Perspektiven in Deutschland sichtbar zu machen, da diese in den Medien oft vernachlässigt werden. Obwohl 27 % der deutschen Bevölkerung BIPoC sind, werden diese Communitys in den Medien kaum repräsentiert und wenn doch, dann oft in stereotypen Zusammenhängen. Das Team von KARAKAYA TALKS besteht zu 100 % aus mehrfach marginalisierten BIPoCs und nutzt hauptsächlich Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube, um Inhalte zu verbreiten.

    Mit der Teilnahme an re•shape möchten sie zum einen ihre Präsenz auf Social Media verstärken und weiterhin Inhalte produzieren, die in der Mainstream-Medienlandschaft oft ignoriert werden. Zum anderen möchten sie verstehen, wie Wikipedia-Artikel entstehen, um möglicherweise ihr journalistisch erarbeitetes Wissen zu dokumentieren und ihre Arbeit selbstbestimmt auf Wikipedia zu beschreiben. Das Programm soll dazu dienen, fehlendes Wissen über „Mediengerechtigkeit“ zu dokumentieren und verzerrte Darstellungen im Netz über Menschen aus marginialisierten Communitys z. B. auf Wikipedia zu korrigieren. Die gesamte Initiative zielt darauf ab, die Präsenz und Repräsentation von BIPoC-Communitys in den Medien zu stärken und deren Wissen eigenständig zu dokumentieren und unter freier Lizenz zu verbreiten.

  • T*R*A*P*$ Academy
    Lee Modupeh Anansi Freeman / Farah Abdullahi Abdi  

    Das TRAP$ Academy-Projekt widmet sich der Formalisierung und Weitergabe von Wissen innerhalb der Black Trans/GNC (Gender Non-Conforming) Community. Gegründet im Jahr 2021, ist TRAP$ eine Graswurzel-Organisation, die von Schwarzen/afro-diasporischen trans* und gender-varianten Personen ins Leben gerufen wurde. Diese Community erfährt oft Marginalisierung innerhalb breiterer Schwarzer Bewegungen und Unsichtbarkeit innerhalb (weißer) queerer Bewegungen. Das Hauptziel der Akademie ist es, eine intersektionale und kritische „Train-the-Trainer“-Ausbildung anzubieten, um Schwarze trans* Personen zu stärken und Aspekte von Geschlecht, race, Klasse, Macht und Privilegien anzusprechen.

    Der Lehrplan wurde von Farah Abdullahi Abdi und Lee Modupeh Anansi Freeman erstellt, die beide Berater*innen für Vielfalt und Inklusion sind. Der Lehrplan behandelt wichtige Themen wie Asyl/Migration, (Trans-)Misogynoir, Transphobie, Colorism und Ableismus. Das Programm umfasst immersive Workshops, die tief in spezifische Themen eintauchen, sowie Aufgaben, die von den Teilnehmenden individuell oder in Gruppen bearbeitet werden. Ziel ist es, „formalisiertes“ Wissen in einer sichereren und zugänglichen Umgebung zu vermitteln.

    Die Teilnehmenden werden mit Werkzeugen ausgestattet, um formales Wissen mit ihren eigenen Lebenserfahrungen zu verknüpfen und bedeutsame Inhalte zu erstellen, die für persönliche Workshops genutzt werden können. Das übergreifende Ziel besteht darin, die gelebten Erfahrungen der Teilnehmenden als wertvolle Wissensquellen zu validieren. Langfristig strebt die Akademie an, die Teilnehmenden mit Fähigkeiten auszustatten, die ihnen eine zusätzliche Einkommensquelle bieten können. Da Schwarze trans* Personen oft Diskriminierung und Schwierigkeiten beim Zugang zu Wissen und traditionellen Arbeitsräumen erfahren, betont das Projekt den direkten Zusammenhang zwischen Wissensgerechtigkeit und finanziellem Empowerment.

  • Von Träumen und Traumata zu Selbstorganisation und Widerstand.
    Lea Sherin Kübler / Lorena Richter / Rahul Rahman

    Das Projekt zielt darauf ab, in BIPoC-Communitys situiertes Wissen zu fördern, indem es generationsübergreifende Gespräche über Selbstorganisation, Widerstand, politische Praxen, Träume und Traumata ermöglicht. Der Fokus liegt auf der Übersetzung vergangener Erfahrungen in die Gegenwart und dem Lernen von den Kämpfen älterer Generationen. Die Initiative begegnet Herausforderungen in der Weitergabe von Erfahrungen und Praxen in persönlichen Kontexten, indem sie Räume für Austausch schafft, die oftmals wenig gegeben sind. Das Projekt will hegemoniale Machtstrukturen der Wissensproduktion durch alternative Erzählungen von (post-)migrantischem Leben in Deutschland kritisch hinterfragen. Es zielt darauf ab, einen praktischen Beitrag zur Wissensweitergabe in BIPoC-Communitys zu leisten. Der Wissensaustausch, sowohl individuell als auch kollektiv, soll Momente der Selbstermächtigung schaffen und das Bewusstsein für Wissen in den Gemeinschaften stärken.

    Die Gespräche werden in kleinen Gruppen gemeinsam mit den Projektkoordinator*innen aufgezeichnet und nach Rücksprache und Einverständnis der Teilnehmenden in einer offenen Datenbank archiviert, um das Wissen für alle zugänglich zu machen. Weiterhin ist eine Veranstaltung angedacht, die als Plattform für weitere Begegnungen und direkten Austausch dienen soll. Das Ziel ist es, gemeinsam geteilte Erfahrungen und unterschiedliche Perspektiven in BIPoC-Communitys aufzudecken und einen Raum für solidarisches Lernen und den Austausch über Wissenskonstruktionen zu schaffen.

  • Wūpó Collective Library
    Mandy Lan / Kim Gerlach

    Wūpó ist eine Bibliothek zur Förderung der Sichtbarkeit von BIPoC-Heiler*innen in Berlin. Mit bereits über 50 registrierten Praktiker*innen (von Akupunktur bis Reiki und mehr) haben Mandy Lan und Kim Gerlach das Ziel, die Bibliothek zu erweitern und gemeinschaftlich empowernde Werkzeuge aus der Community für die Community bereitzustellen. Besonderer Fokus liegt dabei darauf, Körperweisheit neben kognitiver Intelligenz besonders zu würdigen. Das Projekt beabsichtigt, eng mit verschiedenen QBIPoC-Praktiker*innen aus ihrem Verzeichnis zusammenzuarbeiten, um Erkenntnisse zu teilen, die Menschen wieder mit ihren Körpern verbinden. Anstatt kurzfristige Retreats oder Veranstaltungen anzubieten, zielt das Projekt darauf ab, Integrationswerkzeuge zu teilen, die lang anhaltende Auswirkungen haben.

    Die Aktivitäten des Projekts umfassen:

    • Die Entwicklung eines kostenfreien Repositoriums, genannt „Wiki des Körperwissens für QBIPoC“. Dieses wird kurze zweiminütige Übungen im Videoformat enthalten.
    • Das Teilen von „Behind the scenes“-Videos, die die Absichten und Praktiken jeder Heiler*in vorstellen und ein tieferes Verständnis ihrer Methoden vermitteln.
    • Die Einrichtung von Feedbackschleifen, um Praktiker*innen zu ermöglichen, sich an die Bedürfnisse der Gemeinschaft anzupassen und zu wachsen, unter Verwendung von KI-Mustererkennung.