24.09.2019

Pressemitteilung: Digitales Ehrenamt

Ehrenamtliches Engagement muss auch im Digitalen gestärkt werden: Studie zeigt Möglichkeiten auf

Berlin, 21.09.2017. Bürgerschaftliches Engagement leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Die digitale Transformation verändert auch das Ehrenamt: Neue Engagementformen und Vereine entstehen. Die entsprechenden Strategien, um dies zu fördern, fehlen auf Bundesebene allerdings noch weitgehend. Eine Studie von betterplace lab, Wikimedia Deutschland und dem Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS fordert deswegen eine konsequente Förderstrategie in der kommenden Legislaturperiode und zeigt geeignete Handlungsfelder zur Stärkung des digitalen Engagements auf.

Wer heute z. B. eine App schreibt, die geflüchteten Menschen den
Weg durch den Behördendschungel erleichtert, schafft gesellschaftlichen
Nutzen – vergleichbar mit jenen, die sich in der Freiwilligen Feuerwehr
oder im Sportverein engagieren. Nur üben erstere ihr Ehrenamt digital
aus. Wie die Studie zeigt, wird das Thema auch politisch zunehmend
relevant. Die jetzt vorliegende Untersuchung von 34 Fördermaßnahmen und
Instrumenten auf Bundesebene zeigt jedoch auch, dass bürgerschaftliches
Engagement in der Förderpraxis bisher kaum berücksichtigt wird. Gerade
einmal ein Förderprogramm ist ausschließlich auf das Engagement im
Digitalen ausgerichtet.

Um digitales Engagement wirkungsvoll zu fördern, führt die Studie fünf konkrete Handlungsempfehlungen für den Bund auf:

  • Gesellschaftliche und institutionelle Anerkennung und Sensibilisierung für das digitale Engagement stärken
  • Bei der Vergabe von Fördermitteln digitalen Strukturwandel berücksichtigen
  • Digitale Transformation im Engagement unterstützen
  • Freie Lizenzen und offene Systeme für Breitenwirkung von digitalem Engagement fördern
  • Forschungsförderung zum digitalen Engagement ausbauen

Digitales Engagement anerkennen und fördern

Prof. Peter Parycek, Leiter des Kompetenzzentrums Öffentliche IT
am Fraunhofer FOKUS, fordert daher: „Wir brauchen eine stärkere
Anerkennung des digitalen Engagements in seiner gesellschaftlichen
Bedeutung. Dazu gehört auch eine gleichberechtigte Behandlung mit jeder
anderen Form des bürgerschaftlichen Engagements. Und konkret beinhaltet
es ein klares
politisches Konzept, wie die staatliche Engagementförderung im digitalen
Wandel novelliert werden kann.“

Julian Fischer von Wikimedia Deutschland ergänzt: „Gezielte
Förderung kann dazu beitragen, dass mehr freie Medien und Daten den
digital Engagierten und damit auch der Gesellschaft zur Verfügung
stehen. Künftig sollten Projektergebnisse aus Bundesförderung
standardmäßig unter einer freien Lizenz veröffentlicht werden. So wird
sichergestellt, dass auch die Ergebnisse der Fördermittel von allen
genutzt werden können.”

Was nötig ist, damit digitales Engagement künftig wirkungsvoller
gefördert werden kann, formuliert Dr. Joana Breidenbach aus dem
betterplace lab so: „Digitalisierung bewirkt einen Strukturwandel des
Engagements. Es entstehen neue Akteure, Themen, Formate und
Möglichkeiten des Engagements. Diese müssen wir erforschen und
verstehen, um sie noch besser fördern zu können.“

Von überall und jederzeit – helfen und „geholfen werden“

Dabei bietet gerade der digitale Zugang enorme Chancen für mehr
ehrenamtliches Engagement. Viele Formen des digitalen Ehrenamts sind
nicht zeit- oder ortsgebunden und lassen sich so flexibel in die
Lebenswirklichkeit insbesondere junger Menschen einbetten, die häufig
auch als Digital Natives bezeichnet werden. Wer z. B. auf dem Weg zur
Uni oder zur Arbeit rollstuhlgerechte Orte auf Wheelmap.org markiert,
hilft Menschen im Rollstuhl, einfacher durch die Stadt zu kommen.
Digitale Technologien ermöglichen nicht nur Engagement im Virtuellen,
sie können auch zur besseren Koordination und Planung des Engagements
und der verfügbaren Ressourcen verhelfen, wie die Betreiber von
Volunteer Planner, einer Plattform zur Koordinierung von
Freiwilligendiensten in Flüchtlingsunterkünften, eindrucksvoll
demonstrieren: aktuell wurden mehr als 160 Tsd. gearbeitete Stunden von
mehr als 45 Tsd. registrierten Freiwilligen koordiniert.

Weitere Details zu den Handlungsempfehlungen sowie die Analyse
der Fördermaßnahmen finden Sie im Whitepaper „Digitales Engagement –
Analyse der Förderprogramme auf Bundesebene“. Dieses steht unter https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Digitales_Engagement.pdf als Download zur Verfügung.

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