26.01.2021

Öffentliches Geld – Öffentliches Gut: Prüfungsaufgaben aus Vorjahren müssen frei verfügbar sein

Berlin, 26.01.2021 – Um sich angemessen auf Abschlussprüfungen vorbereiten zu können, sind für Schülerinnen und Schüler Übungen mit Vorjahresprüfungen unabdingbar. Doch obwohl die Prüfungen mit Steuergeldern erstellt wurden, müssen Schülerinnen und Schüler ebenso wie Lehrende die Aufgaben aus Vorjahren in vielen Fällen käuflich erwerben.

Mit wenigen Klicks Anfragen an das Kultusministerium erstellen

Mit der Kampagne „Verschlusssache Prüfung“ setzen sich FragDenStaat und Wikimedia Deutschland dafür ein, dass alle Abschlussprüfungen der letzten Jahre bundesweit frei und kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Unter fragdenstaat.de/vsp können Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen eine förmliche Anfrage an das für sie zuständige Kultusministerium versenden. Diese sogenannten Informationsfreiheitsanfragen sind mit wenigen Klicks erstellt und werden direkt über das Webportal verschickt.

Aus Sicht der Kultusministerien stehen der Veröffentlichung von Aufgaben oft urheberrechtliche Einschränkungen entgegen, etwa wenn Texte oder Abbildungen von Dritten verwendet werden. Einige Bundesländer sind aber in den letzten Jahren bereits dazu übergegangen, Prüfungsaufgaben aus Vorjahren mit Schwärzungen der betreffenden Passagen zu veröffentlichen, darunter Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Eine Kompromisslösung, die bundesweit als Vorbild gelten sollte.

Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland: „Inhalte, die mit öffentlichen Mitteln finanziert wurden, sollten der Öffentlichkeit auch frei zur Verfügung stehen. Dass Schülerinnen und Schüler den Zugang zu alten Prüfungsaufgaben aus der eigenen Tasche zahlen müssen, ist ein Beitrag zur Ungleichheit im Bildungsbereich. Das muss dringend korrigiert werden.”

Arne Semsrott, Projektleiter FragDenStaat: „Die Bundesländer sollten Prüfungsaufgaben der vergangenen Jahre veröffentlichen. Wenn sie nicht von sich aus transparenter werden, nutzen wir die Informationsfreiheitsgesetze, um sie dazu zu zwingen.“

Unterstützung erhält die Kampagne auch von Schülerinnen und Schülern. Dario Schramm, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz: „Die Aufgaben müssen endlich kostenlos und unkompliziert zur Verfügung stehen. Die Kultusministerien stellen sich mit der Verschlossenheit gegen eine adäquate Prüfungsvorbereitung – nicht nachvollziehbar!“

Kampagne baut auf Erfolgen auf

„Verschlusssache Prüfung“ ist nicht die erste gemeinsame Kampagne von FragDenStaat und Wikimedia Deutschland mit dem Ziel, Prüfungsaufgaben frei zugänglich zu machen. Bereits 2019 startete die Kampagne „FragSieAbi“. Über ein Webportal konnten sich Schülerinnen und Schüler mittels vorformulierten Informationsfreiheitsanfragen an ihr Kultusministerium wenden, um Abiturprüfungen der Vorjahre zu erhalten. In der Folge entschlossen sich einige Bundesländer, etwa Niedersachsen, diese selbstständig zu veröffentlichen. In diesem Jahr wurde die Kampagne erweitert, sodass neben Abituraufgaben auch die anderen zentralen Abschlussprüfungen aller Jahrgänge angefragt werden können.

Als Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens setzt sich Wikimedia Deutschland dafür ein, dass Wissen allen zugutekommt und grundsätzlich dauerhaft und nachnutzbar zur Verfügung steht. Unter dem Motto „Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!“ fordert Wikimedia Deutschland öffentliche Rundfunkanstalten, Ministerien, Ämter und andere Einrichtungen öffentlichen Rechts dazu auf, mit staatlichen Mitteln finanzierte Inhalte stets unter freien Lizenzen zu publizieren.

Hier geht es zum Webportal von „Verschlusssache Prüfung“

Über Wikimedia Deutschland
Wikimedia Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein mit über 80.000 Mitgliedern, der sich für die Förderung Freien Wissens einsetzt. Seit der Gründung im Jahr 2004 unterstützt der Verein verschiedene Wikimedia-Projekte – allen voran Wikipedia. Der Verein setzt sich für den kostenlosen Zugang zu Freiem Wissen ein und engagiert sich damit für ein grundlegendes Recht des Menschen auf Bildung. Wikipedia ist, wie auch andere Schwesterprojekte, unabhängig und werbefrei und nur durch ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden möglich.

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