07.07.2020

Öffentlich-Rechtliche und Bildungssektor vereinbaren engere Zusammenarbeit

Die Corona-Krise hat es einmal mehr gezeigt: der Bedarf an digital verfügbaren Bildungsinhalten ist groß. Im Kern steht dabei der Anspruch, gute Inhalte zugänglich zu machen, erklärt Abraham Taherivand von Wikimedia Deutschland: “Online gibt es gute, qualitätsgesicherte Angebote, denen ich vertrauen kann. Diese guten Adressen sollten zusammenarbeiten. Dem sind wir heute ein Stück nähergekommen.”

Erstmals fand der Austausch zu Bildungsinhalten direkt zwischen u. a. den Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbands und des Deutschen Bibliotheksverbands, den Geschäftsführern von Wikimedia Deutschland, dem Vorsitzenden der Bundes-Fachgruppe Medien in ver.di, dem Geschäftsführer des Deutschen Journalistenverbands, Vertretern der ARD Gremienvorsitzendenkonferenz und des ZDF Fernsehrats sowie Staatssekretärin Heike Raab und ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab und Sophie Burkhardt aus der Leitung der HR Neue Medien im ZDF statt.

Dem Gespräch war die Forderung von mehr als 10.000 Einzelpersonen und zahlreichen Verbänden vorausgegangen. Die Unterzeichnenden (u. a. Bundeselternrat, Bundesschülerkonferenz, Deutscher Lehrerverband, Deutscher Bundesjugendring, Klassik Stiftung Weimar) riefen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten dazu auf, Ihre Bildungsinhalte möglichst unter freier Lizenz dauerhaft online verfügbar zu halten.

Die Runde stand dabei unter dem positiven Eindruck der bereits unternommenen Schritte. So stellt das ZDF unter TerraX-CC.zdf.de zahlreiche Inhalte zur freien Nutzung zur Verfügung, zum Beispiel kurze Erklärvideos. Durch eine Freigabe unter einer freien Creative-Commons-Lizenz können diese in Lehrmaterialien und Präsentationen auch in Nachhilfe und Unterricht an Privatschulen integriert, auf Schulwebsites veröffentlicht und in Wikipedia-Seiten eingebaut werden.

Die ARD wird ausgewählte Hörfunk-Inhalte unter einer Creative-Commons-Lizenz freigeben, darunter der mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnete Wissenspodcast „Corona-Update mit Christian Drosten“ von NDR info. Diese hochwertigen Inhalte aus den Bereichen Wissen, Bildung und Kultur richten sich vor allem an Schüler*innen und Lehrer*innen Kommerzielle Nutzung und Veränderung bleiben ausgeschlossen – sie können dadurch nicht in Wikipedia, aber von allen Privatpersonen und nichtkommerziellen Einrichtungen in eigene werbefreie Podcasts und Websites eingesetzt werden.

Auch das ambitionierte Projekt „Öffnung der Archive“ wird weiter vorangetrieben werden. Nach der erfolgreichen Umsetzung von SWR Retro werden zum UNESCO-Welttag des Audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2020 alle ARD-Landesrundfunkanstalten, Deutschlandradio und das Deutsche Rundfunkarchiv bis zu 50.000 historische Videobeiträge vor 1966 in der ARD Mediathek zeitlich unbegrenzt zugänglich machen. Auch im ZDF wird die Initiative zur Öffnung der Archive unterstützt.

Am Runden Tisch verabredeten Vertreter*innen des Deutsche Philologenverbandes, der  Bundesschülerkonferenz und von Deutschlandradio, ARD und ZDF einen intensiven Austausch, um besonders für Lehrende und Lernende  Inhalte möglichst leicht und möglichst dauerhaft und dabei rechtssicher zugänglich zu machen.

Teilnehmende

Staatssekretärin Heike Raab
Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

Dr. Susanne Pfab
ARD-Generalsekretariat

Sophie Burkhardt
HR Neue Medien ZDF, funk

Thomas Laufersweiler
ARD Onlinekoordination

Frank Adam
IDA Information, Dokumentation und Archive des SWR und SR SWR

Horst Schröder
WDR Rundfunkrat, Ausschuss für Rundfunkentwicklung und Digitalisierung

Stefanie Popko
Deutschlandradio, Justiziariat

Prof. Dr. Leonhard Dobusch
Mitglied des ZDF-Fernsehrats für den Bereich “Internet”

Manfred Kloiber
Fachgruppe Medien in ver.di

Karl-Josef Döhring
DJV

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing
Deutscher Philologenverband e. V. (DPhV)

Jan Zinal
Bundesschülerkonferenz

Prof. Dr. Andreas Degkwitz
Deutscher Bibliotheksverband e.V. (dbv)

Abraham Taherivand
Wikimedia Deutschland e. V.

Kevin Golde
Wiki Loves Broadcast

Zitate

Prof. Dr. Andreas Degkwitz, Bundesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. (dbv): “Im digitalen Zeitalter müssen Bildungsakteure mit Material des ÖRR rechts- und zukunftssicher gute Bildungsangebote gestalten und diese nachhaltig zur Verfügung stellen können. Dies ist gerade in Zeiten von Corona wichtig, damit Schüler*innen anhand qualitativer digitaler Inhalte von zu Hause weiterarbeiten können und nicht den Anschluss verlieren. Auch Bibliotheken und ihre Nutzer*innen gehen selbstverständlich davon aus, dass diese Inhalte dauerhaft zur Verfügung stehen und so nachhaltig genutzt werden können.”

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende Deutscher Philologenverband e.V.: “Wir freuen uns über die Schritte, die ARD und ZDF jetzt bereits getan haben. Die guten audio-visuellen Beiträge von ARD und ZDF sollen im Unterricht ihren zunehmend breiteren und rechtssicheren Platz finden. Dazu brauchen wir Lehrkräfte die zeitlich unbegrenzte Nachnutzung, Download- und Schneidemöglichkeiten der Bildungsangebote des ÖRR für den Unterricht in allen Klassen bis zum Abitur.”

Sophie Burkhardt HR Neue Medien/ZDF: Für viele Schülerinnen und Schüler ist das Lernen mit Videoinhalten heute eine Selbstverständlichkeit. Gerade öffentlich-rechtliche Inhalte sind dabei eine wichtige und glaubwürdige Quelle. Mit dem Pilotprojekt zu freien Lizenzen bei Terra X gehen wir wichtige Schritte, um die Inhalte besser nutzbar zu machen und freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen der Bildungseinrichtungen – denn jede Rückmeldung hilft uns, unsere Projekte noch besser zu machen. 

„Bildungs- und Archivinhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind Schätze, die wir gemeinsam heben wollen. Die Länder haben 2019 mit der Reform des Onlineauftrages von ARD, ZDF und Deutschlandradio einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der nun erste Früchte trägt“, begrüßte die rheinland-pfälzische Medienstaatssekretärin Heike Raab die Fortschritte des Runden Tisches. Rheinland-Pfalz koordiniert als Vorsitzland der Rundfunkkommission die Medienpolitik der Länder.

Zu Wikimedia Deutschland: Als Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens setzen wir uns dafür ein, dass Wissen allen zugutekommt und grundsätzlich dauerhaft und nachnutzbar zur Verfügung steht. Wikimedia Deutschland ist Veranstalter des Runden Tisches und Initiator der Kampagne “Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!”. Wir arbeiten dazu seit einigen Jahren mit Akteuren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Rahmen eines regelmäßigen Runden Tisches zusammen, in diesem Jahr zum ersten Mal so hochkarätig besetzt.